Freiberger Erklärung

In der Erklärung von Bologna im Jahre 1999 wird u. a. festgestellt:
"Inzwischen ist ein Europa des Wissens weitgehend anerkannt als unerlässliche Voraussetzung für gesellschaftliche und menschliche Entwicklung sowie als unverzichtbare Komponente der Festigung und Bereicherung der europäischen Bürgerschaft; dieses Europa des Wissens kann seinen Bürgern die notwendigen Kompetenzen für die Herausforderungen des neuen Jahrtausends ebenso vermitteln wie ein Bewusstsein für gemeinsame Werte und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen sozialen und kulturellen Raum."

Das "Studium generale" (hier als Sammelbegriff für Studium generale, universale, integrale, fundamentale und general studies) hat dazu bisher als unverzichtbarer Bestandteil jeder Hochschulbildung wesentliche Beiträge geliefert. Es eröffnet Lehrenden und Studierenden einen Zugang zu produktiver wissenschaftlicher Streitkultur und zur Herausbildung von Reflexions-, Kommunikations- und Wahrnehmungsfähigkeiten über wissenschaftliche Fragestellungen, durch die fachübergreifendes Denken und Arbeiten angeregt und produziert wird.

Das Angebot an Bildungsinhalten und die Herausbildung von Schlüsselkompetenzen durch das "Studium generale" beinhaltet an originären Aufgabenstellungen:

  • Lernprozesse zu initiieren, zu begleiten und über diese zu reflektieren und die Ver­mittlung von Metawissen über Wissensproduktion und wissenschaftliche Methodologie, sowohl in einzelnen Fächern als auch übergreifenden Zusammenhängen;
  • die jeweiligen Fachkompetenz aufeinander zu beziehen und durch Grenzüberschreitung von Wissensgebieten, den fachübergreifenden Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden an den Hochschulen zu intensivieren und auch Menschen außerhalb der Hochschulen anzuregen und einzubinden;
  • die Vermittlung historischer und zukunftsbezogener Sichtweisen, einer ökologischen Grundbildung und die Förderung von sozialer, kultureller und ethischer Kompetenz und Nachhaltigkeit;
  • die Interaktion zwischen Hochschule und Gesellschaft und die Förderung des internationalen wissenschaftlichen und kulturellen Austausches.

Eine besondere Herausforderung für das "Studium generale" ist seine Verankerung im Bologna-Prozess. Bei seiner Ausgestaltung, insbesondere in der Bachelor-Ausbildung, sehen wir es als eine wesentliche Aufgabe an, das wissenschaftliche Querdenken und die Ausbildung von Schlüsselkompetenzen bei den Studierenden durch interdisziplinäre und allgemeinwissenschaftliche Bildungsinhalte zu erweitern.

Daher muss das "Studium generale" durch breite Akzeptanz und Bereitstellung notwendiger Ressourcen sowie durch Aufnahme in die Grundordnungen der Universitäten und Hochschulen gesichert werden.